PNP: Junge Ruhstorferin gewinnt beim Bundeswettbewerb Gesang in Berlin einen hoch dotierten Preis
Karin Seidl 22.12.2020 | Stand 21.12.2020, 20:32 Uhr
Ruhstorf. Dieses Jahr ist für Katja Maderer gar nicht mal so schlecht gelaufen. Bedenkt man, dass sie Gesang studiert, und Singen in Zeiten von Corona nicht unbedingt staatlich gebilligt wird – die Aerosole fliegen einfach weiter als beim normalen Sprechen. Die 20-jährige Sopranistin durfte auf der Bühne stehen, durfte hin und wieder Konzerte geben – und hat ihr Jahr mit einem hoch dotierten Preis gekrönt: Beim Bundeswettbewerb in Berlin hat sie in der Altersgruppe 17 bis 23 den dritten Förderpreis erhalten. Sie darf sich über 2000 Euro freuen, Geld, das eine Studentin an der Hochschule für Musik und Theater in München sicher gut gebrauchen kann.
Weit ist sie gekommen. Man darf annehmen, dass sie als kleines Mädchen Eltern und Großeltern zu Tränen gerührt hat, als sie mit ihrer engelsgleichen Stimme immerfort vor sich hingesungen hat. „Alle Vöglein sind schon da“ – an das kann sich Katja Maderer noch gut erinnern, erzählt sie. „Schief waren die Töne wohl von Anfang an nicht.“ Von diesem Volkslied zu „Im Frühling“ von Franz Schubert, dem österreichischen Liedkomponisten schlechthin, – das Lied hat sie unter anderem in Berlin vorgetragen – liegt ein weiter Weg.
Aber ein Weg, der für die Ruhstorferin nicht von ungefähr kommt. Denn die Sopranistin kommt aus eine Musikerfamilie: Der Vater Josef Maderer dirigiert die Büchlberger Ulrichsbläser, die Mutter Sonja Maderer ist Flötistin am Landestheater Niederbayern, die Tante spielt Violine im Stuttgarter Opernorchester. Der Musikalität kommt man in dieser Familie schwer aus.
„Ich durfte meine Mama schon als Kind nach Passau begleiten. Auf diese Art bin ich auch früh mit Opern in Kontakt gekommen“, sagt sie. Als sie vier Jahre alt ist, beginnt sie mit dem Geigenunterricht. Dass da keine Rockröhre heranwächst, sondern ein Mädchen mit Affinität zur klassischen Musik, ist nahezu unausweichlich. „Obwohl ich Popmusik schon auch mag und höre. Aber eher ältere Sachen. Abba beispielsweise, oder Soulmusik von Aretha Franklin.“
„Aufregung vor dem Auftritt ist für mich positiv“
Ihre „Erweckung“, wenn man das so sagen darf, hat die junge Maristenschülerin als 14-Jährige, da nimmt sie schon ein Jahr lang Gesangsunterricht in der Begabtenförderklasse bei Kurt Brunner an der Kreismusikschule. Am Landestheater Niederbayern wird eine Besetzung für die Rolle „Girl“ im Musical „West Side Story“ gesucht. Katja Maderer bewirbt sich und entscheidet das Casting für sich: „Somewhere“ wird ihr Lied, damit schnuppert sie Bühnenluft vor großem Publikum – und liebt es. „Von da an wusste ich ganz genau: Ich will Gesang studieren“, erzählt die junge Frau, die seitdem zahllose Preise gewonnen hat – wie zum Beispiel beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ Preise auf Bundesebene, darunter den 1. Bundespreis in den Wertungen Sologesang und Streichensemble.
Fast süchtig mache sie der winzige Moment, bevor man hinter der Bühne nach draußen ins Licht tritt: „Dieser Adrenalinschub ist gleichzeitig ein Energieschub. Angst habe ich vor dem nicht. Im Gegenteil: Diese Aufregung ist für mich positiv.“
Klar ist Musik ihr Lieblingsfach am Maristengymnasium. Und ihre glücklichsten Schulmomente hat sie bei den Proben und Auftritten mit dem Schulorchester. „Diese besondere Atmosphäre, die klassische Musik transportieren kann, werde ich nie vergessen.“ Geige spielt sie dort, ein Instrument, das sie seit Oktober 2020 auch an der Hochschule für Musik und Theater in München im zweiten Fach bei Professorin Julia Galic weiterstudiert.
„Es wäre schön, wenn nach der Ausbildung beides eine Rolle spielen könnte in meinem Leben: die Arbeit mit Gesang an der Oper und mit der Geige in einem Kammerorchester und im Unterricht“, was möglich wäre, weil sie auch die Didaktik dazu studiert.
Ihr Studium, das sie gleich nach dem Abitur 2018 in München bei Professorin Christiane Iven begonnen hat, hat sie im Corona-Jahr relativ gut weiterführen können. Obwohl ab März erst einmal auf Online-Unterricht umgestellt worden ist, kann im Mai der Präsenzunterricht wieder starten.
Und trotz Corona kann sie weiter einige Konzerte geben – „da hatte ich im Vergleich zu meinen Kommilitonen Glück“. In ihrem Semester – sie ist im fünften Bachelor-Jahr – sind sie zu sechst. „Ein Professor kann maximal 15 Gesangsstudenten unterrichten“, sagt sie. Um die 100 junge Frauen und Männer hatten sich 2018 mit ihr um fünf Studienplätze beworben. Sie hat einen davon ergattert. Kein Wunder, zählt die junge Sopranistin doch zu den besten Nachwuchssängern in Deutschland.
Die „Salome“ ist ihr größter Rollen-Wunsch
An der Hochschule für Musik und Theater München hat sie heuer die „Papagena“ in der Opernproduktion „Die Zauberflöte“ von Wolfgang Amadeus Mozart übernommen. „Mein größter Wunsch wäre es, nach dem Studium fest in ein Opernhaus-Ensemble zu kommen“, sagt sie und räumt gleichzeitig ein: „Leicht wird das nicht, da bewerben sich von überall her nur die Besten.“ Die Bayerische Staatsoper – das wäre der Sechser im Lotto.
Und ihre größter Rollen-Wunsch? „Die Salome in der Richard-Strauß-Oper spielen!“